Christoph II. Kreß von Kressenstein

Prächtige Patrizier

Die Kreß von Kressenstein zählen zu den ältesten Patrizierfamilien der Reichsstadt Nürnberg, urkundlich erwähnt wurden sie erstmals im Jahr 1270. Einer der bekanntestens Sprösslinge war Christoph II. Kreß von Kressenstein (1515 – 1560). Er stand nach einem Aufenthalt in Frankreich in Diensten von Königin Maria von Ungarn und sollte 1531 nach Nürnberg zurückgekehrt sein. 1542 wurde er dort Mitglied des Rates, 1549 „junger Bürgermeister“, 1550 Landpfleger und 1558 „alter Bürgermeister“. 1537 heiratete er in erster Ehe Dorothea Haller von Hallerstein (gest. 1554), in zweiter Ehe Catharina Imhof (1531 – 1574). Als Witwe verehelichte sich diese mit Tobias Tucher von Simmelsdorf.

Christoph II. Kreß von Kressenstein, Nürnberg circa 1540Christoph II. Kreß von Kressenstein, Nürnberg circa 1540

Mehr als nur lokale Berühmtheit erlangte auch Johann Wilhelm Kreß von Kressenstein zu Kraftshof und Neunhof (1589 – 1657). Anfangs war er als Assessor und Schöffe am Stadt- und Ehegericht in Nürnberg tätig. 1625 gehörte er dem Inneren Rat als „junger Bürgermeister“ an. Nach weiteren Karriereschritten beendete er seine berufliche Laufbahn als Vorderster Losunger (dem höchsten öffentlichen Amt in Nürnberg, verbunden mit der Kontrolle über die städtischen Finanzen), Reichsschultheiß (kaiserlicher Beamter, der die Gerichtsbarkeit über die Nürnberger Bürger ausübte) und Pfleger des neuen Spitals zu St. Katharina und über das „Jungfrauen Allmosen“ (1655).

1615 heiratete Johann Wilhelm Kreß von Kressenstein Susanna Koler von Neunhof (1596 – 1668). Mit dieser Heirat kam Schloss Neunhof (bis 1503 in Kreß’schem Besitz) wieder in die Kreß’sche Familie zurück. Von den drei gemeinsamen Kindern erreichte nur Wilhelm (1618 – 1675) das Erwachsenenalter und führte die jüngere Hauptlinie der Kreß fort.

Hochzeitsporträts von Johann und Susanne Kreß von Kressenstein, Nürnberg circa 1615Hochzeitsporträts von Johann und Susanne Kreß von Kressenstein, Nürnberg circa 1615

Die beiden Bildnisse zeigen das Paar offenbar anlässlich der Eheschließung im Jahre 1615. Darauf lassen die reiche, golddurchwirkte Kleidung Johann Wilhelms, seine Ausstattung mit Degen und Handschuhen und der fein gearbeitete Spitzenkragen schließen. Dieser Pracht entspricht das Bildnis Susannas mit noch aufwendigerem Spitzenkragen und Spitzenmanschetten, Goldkette und -gürtel, kostbaren Perlarmbändern und fünf prächtigen Ringen an den Fingern.

Gerade in der Familie der Kreß von Kressenstein scheint es häufig zu Porträtaufträgen gekommen zu sein, welche die Dargestellten umgeben von den eigenen Wappen aber auch jenen von Familien, die mit den Kreß familiär eng verbunden waren, zeigen. Hierin äußert sich nicht nur das Geschichtsbewusstsein des Patriziats, es handelt sich dabei auch um eine Dokumentation geschickter Heiratspolitik im exklusiven Zirkel des Patriziats.

VON NEUMEISTER-Experte Dr. Rainer Schuster

Das NEUMEISTER Magazin No. 13/24

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