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Egon Schiele. Die blinde Mutter, 1914

Das Gemälde "Die blinde Mutter" von Egon Schiele spiegelt die komplexen Beziehungen des Künstlers zu seiner eigenen Mutter wider

"Die blinde Mutter" ist ein Gemälde von Egon Schiele aus dem Jahr 1914. Die stillende Frau mit dem Kind ist in einer seltsamen, verrenkten Pose in einem dunklen Raum abgebildet, der einem engen Raum oder einem Dachboden ähnelt. Das Baby ist in schwarze und blaue Kleidung gehüllt, während die Mutter völlig nackt ist. Ihr Körper wirkt eckig, ohne weibliche Rundungen und Biegungen, und ihre ungesunde gelbliche Haut schmiegt sich eng an ihre Knochen und Muskeln. Ihr ausgezehrtes, erschöpftes Gesicht mit scharfen Zügen und blinden Augen ist vom Kind abgewandt. Im Hintergrund sind vage Umrisse eines massiven Objekts zu erkennen, das an eine offene Truhe erinnert. Die unscheinbare, locker gemalte Umgebung steht in scharfem Kontrast zur detaillierten Darstellung der menschlichen Körper, bei der jeder Muskel durch dunkle Farbe betont wird und den Betrachter dazu zwingt, sich auf die beiden Hauptfiguren des Kunstwerks zu konzentrieren. Das gesamte Gemälde ist in gelb-braunen Tönen gehalten, was die Atmosphäre tiefster Verzweiflung verstärkt. Die einzigen lebendigen Farbtupfer sind die roten Lippen der Frau, die genau mit den roten Streifen am unteren Rand der Leinwand übereinstimmen.

Egon Schiele. Die blinde Mutter, 1914Egon Schiele. Die blinde Mutter, 1914

  • Titel des Gemäldes: "Die blinde Mutter".
  • Künstler: Egon Schiele (1890-1918).
  • Entstehungsjahr: 1914.
  • Größe: 99 x 120 cm.
  • Stil: Expressionismus.
  • Genre: Porträt.
  • Technik: Öl.
  • Material: Leinwand.
  • Ort: Leopold Museum, Wien.

Egon Schiele war ein talentierter und unkonventioneller österreichischer expressionistischer Künstler, der im frühen 20. Jahrhundert tätig war. Während seines kurzen Lebens malte er etwa 300 Kunstwerke und beschäftigte sich oft mit dem Thema der Mutter-Kind-Beziehung. Egon machte seine eigene Mutter dafür verantwortlich, dass sie nach dem Tod ihres ersten Ehemanns zu schnell wieder heiratete, ihn zur Erziehung an seinen Onkel schickte und ihn praktisch aus ihrem Leben strich, was ihm tiefe seelische Traumata zufügte. Der Künstler goss seinen Schmerz in seine Werke, und eines davon wurde das Gemälde "Die blinde Mutter".

Dieses Gemälde ruft beim Betrachter gemischte Gefühle hervor. Einerseits hat der Autor ein recht häufiges Motiv dargestellt: eine stillende Frau mit einem Baby auf dem Arm. Andererseits ist die Atmosphäre des Kunstwerks von Melancholie und Hoffnungslosigkeit geprägt, die ohne mütterliche Zärtlichkeit und Liebe auskommt. Die Protagonistin wirkt distanziert und leer. Sie wendet sich vom Kind ab, kann oder will ihr eigenes Baby nicht sehen, kann es aber auch nicht verlassen. Der kleine Mensch hingegen klammert sich mit einer winzigen Hand fest an die Frau, die für ihn Quelle des Lebens und die ganze Welt ist.

"Die blinde Mutter" von Egon Schiele ist ein tiefgründiges und tragisches Werk, das die Bindung zwischen Kind und Mutter lebendig darstellt, die für den Künstler höchst schmerzhaft und zerstörerisch war.

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