70344
Willi Geiger

Verstrickte Welt Willi Geiger

Der Maler und Grafiker Willi Geiger prägt die Kunstszene seiner Zeit maßgeblich. Unter den deutschen Expressionisten zeichnet er sich durch psychologische und politisch-satirische Schärfe aus. Als Maler setzt Willi Geiger Farben und Formen im Dienste seiner Lebensphilosophie ein. Dabei zeichnet er unter Verwendung ihm eigener Symbolik das Bild einer tragisch verstrickten Welt, in der Hoffnungslosigkeit und gläubiger Mut ein fragiles Gleichgewicht halten.

Willi GeigerWilli Geiger

Besondere Bekanntheit erlangt Willi Geiger durch grafische und illustrative Arbeiten in ganz eigenständiger Ausdrucksweise. Zu diesem OEuvre zählen unter anderem Mappenwerke, die sich mit spanischen Stierkämpfern beschäftigen sowie Illustrationen zu Werken von Schriftstellern wie Dostojewski, Tolstoi und Balzac. Als Anerkennung für sein grafisches Wirken erhält Geiger bereits 1910 den angesehenen Villa-Romana-Preis.

Willi Geiger. Drei schlafende Heilige, 1923Willi Geiger. Drei schlafende Heilige, 1923

Zunächst durchläuft der Sohn eines Lehrers verschiedene künstlerische Ausbildungsstationen. Erst lernt er in München an der Kunstgewerbeschule, dann macht er an der Technischen Hochschule sein Staatsexamen als Zeichenlehrer. Von 1903 bis 1905 studiert Geiger an der Münchner Akademie bei Peter Halm und Franz von Stuck. In dieser Zeit entstehen Freundschaften mit Künstlern wie Hans Purrmann und Albert Weisgerber, der Geiger auch porträtiert. Er stellt regelmäßig aus und wird in München Professor an der Kunstgewerbeschule. Intensiv beschäftigt sich Geiger auch mit spanischer Kunst, so kopiert er Gemälde von Goya, Velasquez und El Greco und lehnt sich auch selbst in seinen Werken an die Spanier an, was zum Beispiel das Werk „Heiliger Sebastian“ aus der Sammlung Faußner eindrucksvoll belegt.

Willi Geiger. Heiliger Sebastian, 1914Willi Geiger. Heiliger Sebastian, 1914

In der NS-Zeit wird Willi Geiger aus dem Staatsdienst entlassen, und seine als „entartet“ verleumdeten Werke verschwinden aus den Museen. Geigers Rückzugsort bis Kriegsende wird ein Bauernanwesen, das der Künstler 1932 in Feldwies am Chiemsee erwirbt. Dort widmet er sich verstärkt der Malerei. In den Bildern transformiert Geiger die flammende Farbigkeit apokalyptischer Geschichten in Blumenmotive und Stillleben, durchtränkt von lichten, transparenten Tönen.

Willi Geiger. Obst-Stillleben, 1942Willi Geiger. Obst-Stillleben, 1942

Nach dem Krieg lehrt Willi Geiger an der Hochschule der Bildenden Künste in München und erhält zahlreiche Auszeichnungen, darunter 1958 das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse.

1971 stirbt Willi Geiger in München. Er hinterlässt ein künstlerisches Erbe, das eine Verbindung zwischen Tradition und Expressionismus herstellt. Ein weiteres Kapitel der Kunstgeschichte wird nach ihm sein einziges Kind schreiben: Rupprecht Geiger.

Abonnieren Sie uns in sozialen Netzwerken