Grosser Koenig
1924 wird Fritz Koenig in Würzburg geboren und verbringt seine Kindheit und Jugend in Landshut. Im Zweiten Weltkrieg dient der junge Mann von 1942 bis 1945 als Soldat an der Ostfront, was für ihn wegbestimmend wird. Das elementare Dasein, der Mensch in der Fragilität seiner Existenz, im Spannungsfeld zwischen Liebe, Tod und Vergänglichkeit wird zum Leitmotiv seines Schaffens. Frei nach John Updike bildet sich Koenigs Kunstverständnis aus: „Die Wahrheit der Kunst liegt im Leid, das sie birgt.“ 1946 nimmt Fritz Koenig ein Studium der Bildhauerei an der Akademie der Bildenden Künste in München auf und ist dort bis 1952 Meisterschüler Anton Hillers. Stipendien führen den jungen Künstler in den 1950er Jahren nach Frankreich und Italien. In Paris entdeckt er die afrikanische Kunst und während seines Aufenthaltes an der Villa Massimo in Rom das Motiv der Quadriga. Während der 1960er Jahre wird Fritz Koenigs Werk immer abstrakter, er verwendet zunehmend stilisierte Formen und setzt seine Skulpturen häufig aus einfachen geometrischen Formen zusammen. Quader, Kegel, Kugeln, Zylinder und Karyatiden zählen zum künstlerischen Vokabular. Und es ist wirklich faszinierend, wie Fritz Koenig es schafft, aus solchen mechanisch-kalten Grundformen Objekte zu bilden, die organisch, warm und beseelt anmuten.
Fritz Koenig nimmt an zahlreichen bedeutenden internationalen Ausstellungen und Wettbewerben teil. 1958 sind seine Arbeiten auf der XXIX. Biennale in Venedig und der Weltausstellung in Brüssel zu sehen, 1959 auf der documenta II in Kassel, außerdem zeigt die Galerie Günther Franke in München seine erste Einzelausstellung. Den internationalen Durchbruch markiert 1961 die erste Ausstellung von Fritz Koenigs Arbeiten in den USA in der Galerie Staempfli in New York. 1964 ist er mit seinen Arbeiten auf der documenta III in Kassel und der XXXII. Biennale in Venedig vertreten. Im selben Jahr wird Fritz Koenig auf den Lehrstuhl für Plastisches Gestalten an der Architektur-Fakultät der TU München berufen. Es folgen zahlreiche weitere bedeutende Ausstellungen, Berufungen und Auszeichnungen wie der Bayerische Maximiliansorden für Wissenschaft und Kunst und das Große Bundesverdienstkreuz.
1959 heiratet Fritz König. Mit Ehefrau Maria (1921 – 2010) erwirbt er 1960 ein landwirtschaftliches Grundstück in Ganslberg bei Landshut. Genau nach Fritz Koenigs Vorstellungen entstehen auf dem weitläufigen Landsitz Wohnhaus, Atelier und Stallungen. Koenig ist dort nicht nur künstlerisch tätig, als Pferdeliebhaber und leidenschaftlicher Reiter baut er auch eine eigene und bald weltberühmte Araberzucht auf. Dass die Tiere für Fritz Koenigs künstlerische Arbeit von großer Bedeutung sind, spiegelt sich in seinen Pferde-Skulpturen.
Fritz Koenig liebt das Landleben, denn so kann er sich seiner Kunst und anderen Leidenschaften ungestört widmen. Mit seiner Ehefrau Maria kommt er jedoch zu der Erkenntnis, dass der Ganslberg in seiner ursprünglichen Gestalt als vollendeter, in sich gerundeter Lebens- und Kunstraum für die ferne Zukunft nicht zu konservieren ist. Vor diesem Hintergrund schließt das Ehepaar Fritz und Maria Koenig 1993 einen Vertrag mit der Stadt Landshut mit dem Ziel der Errichtung einer öffentlichen Stiftung bürgerlichen Rechts, um dieser ihren gesamten Besitz zu übertragen. Die Stadt Landshut erklärt im Gegenzug ihre Bereitschaft, das KOENIGMuseum zu bauen und zu unterhalten. In diesem, eigens von Fritz Koenig konzipierten Museum befinden sich zahlreiche Arbeiten des Künstlers und auch seine renommierten Sammlungen mit zahlreichen Artefakten von der Antike bis ins 20. Jahrhundert.
Nach einem erfüllten Leben stirbt Fritz Koenig mit 92 Jahren am 22. Februar 2017 auf seinem Landsitz bei Landshut.
Das NEUMEISTER Magazin No. 13/24