Pierre Subleyras. Das Gastmahl im Haus des Pharisäers Simon/Hochzeit zu Kanaa

Auf Kupfer gemahlt

Den zentralen Schwerpunkt im Schaffen von Pierre Subleyras bildeten seine meist großformatigen religiösen Historienbilder. 1735 ließ sich Subleyras in Rom nieder, sein erster kirchlicher Auftrag sowie Aufnahmestück für die Accademia di San Lucca war 1737 „Das Gastmahl im Haus des Pharisäers Simon / Hochzeit zu Kanaa“ für das Refektorium des Klosters S. Maria Nuova in Asti (heute im Louvre, Paris). Dieses Gemälde fand über einen Kupferstich von Subleyras selbst Verbreitung und wurde sehr populär. Es existiert auch eine Kopie durch seine Frau, Maria Felice Tibaldi (Subleyras-Tibaldi; 1707 Rom — 1770 ebenda). Sie malte vor allem Porträtminiaturen, dennoch fertigte sie auch Kopien nach Werken ihres Mannes an. So entstand 1748 eine Miniatur auf Pergament nach dem „Gastmahl des Pharisäers Simon / Hochzeit zu Kanaa“. Die Künstlerin verkaufte diese Kopie an Papst Benedikt XIV. (heute Rom, Pinacoteca Capitolina). Als Vorlage hierfür dienten Tibaldi wohl der Bozzetto wie auch der Kupferstich von Subleyras. Der Bozzetto (Entwurf) befindet sich heute — zusammen mit dem ausgeführten Gemälde — in den Sammlungen des Pariser Louvre.

Pierre Subleyras. Das Gastmahl im Haus des Pharisäers Simon/Hochzeit zu KanaaPierre Subleyras. Das Gastmahl im Haus des Pharisäers Simon/Hochzeit zu Kanaa

Bis in das beginnende 20. Jahrhundert hinein ging man davon aus, dass es sich bei dem vorliegenden Gemälde um ein „früher im Cabinet von Ludwig XVI.“ nachzuweisendes Werk handele. Dieses befand sich jedoch nie im Besitz des französischen Königs. Louis XVI kaufte „seine“ Fassung des Gemäldes, nämlich Subleyras’ Bozzetto für das Monumentalgemälde (Öl auf Leinwand, 24 × 63 cm) 1787 aus der NachlassAuktion des Künstlers Charles Natoire. Natoire hatte das Gemälde wiederum von der Witwe Subleyras', Maria Felice Tibaldi erworben.

Die vorliegende Wiederholung von Subleyras’ Meisterwerk orientiert sich bezüglich des Formats am Bozzetto des Gemäldes. Bezüglich Details (wie z. B. der Anordnung der kostbaren Gold- und Silberobjekte im Hintergrund) sind Veränderungen gegenüber dem Bozzetto feststellbar. Das Kolorit orientiert sich weitgehend an der Vorlage. Dennoch war der Kopistin bzw. dem Kopisten auch das Originalgemälde oder zumindest der Stich von Subleyras nach seinem eigenen Werk bekannt, denn es findet sich links unten das auf dem Steinboden zerbrochene Gefäß, das auf dem Entwurf fehlt. Die Verwendung einer Kupferplatte als Bildträger lässt darauf schließen, dass der vorliegenden Wiederholung Bedeutung beigemessen wurde und mit großer Wahrscheinlichkeit vom Auftraggeber gewünscht war.

Das NEUMEISTER Magazin No. 13/24

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