Keris-Griff aus Elfenbein (Ukiran, deder)

Lot 1540
11.06.2024 09:30UTC +01:00
Classic
Vendu
€ 500
AuctioneerNagel Auktionen GmbH
Lieu de l'événementAllemagne, Stuttgart
Commission29,5%
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ID 1218057
Lot 1540 | Keris-Griff aus Elfenbein (Ukiran, deder)
Valeur estimée
€ 1 000 – 1 500
Bali (Süd-), spätes 19./ frühes 20. Jh.
H. ca. 10 cm
Herausragender Griff, darstellend die Uma-Kali, shakti (weibliche Entsprechung des Shiva Bhairava) als Durga, also in ihrer strafenden, vernichtenden Emanation als „Mutter aller Hexen“. Die Erz-Hexe Rangda ist in all ihrer dämonischen Macht mit Reißzähnen, langem Haar, heraushängender Flammenzunge und übergroßen Händen als Kinderfresserin auf dem bhoma-Sockel dargestellt, mit einer Kinderleiche im Arm. Der ausgestellte Fuß verweist auf die übernatürliche bzw. andersweltliche Herkunft der Göttin. Der Griff zeigt eine feine honigfarbene Patina und die Schnitzerei (togog/deling) ist mit dem Messer (nicht mit modernen Schnitzwerkzeugen) akribisch ausgeführt. Als Herrin aller Dämonen ernährt sich Durga von Leichen und haust auf Friedhöfen. Im Arm hält sie Leichen oder Leichenteile, aus ihrem aufgerissenen Rachen strömen die Flammen der Macht. Deutlich erkennbar sind die großen Hände mit langen, krallenartigen Fingernägeln. An der Basis ist das tumpal-Dreieck herausgearbeitet, das gemäß der shaktisch-tantrischen Kosmologie eine vaginale Symbolik innehat und meist als stilisierte Lotusblüte mit Blütenstempel und den unheilabweisenden bintulu-Auge ausgearbeitet ist. Der stilisierte Juwelensockel verweist auf den göttlichen Status. Shaktismus ist eine Form des tantrischen Hinduismus, der sich auf die weiblichen Götter oder die Göttin bezieht. Diese sogenannte Shakti, die als weiblich gedachte Urkraft des Universums, hat in dieser Religionsform eine herausragende Bedeutung im Heilsgeschehen und im Weltprozess, in dem die männliche Gottheit nur durch ihre Energie, die Shakti ist, handelt. Dabei ist die Stellung der Göttinnen innerhalb der einzelnen Kulte unterschiedlich. Sie kann das Höchste Eine oder den philosophischen Zentralbegriff darstellen, das Attribut eines männlichen Allgottes sein oder eine autonome, gütige oder grausame Muttergöttin.
Aus einer alten deutschen Privatsammlung, seit den 1950er Jahren gesammelt - Die EU-Verkaufsgenehmigung für dieses Lot liegt vor - Sehr minim. berieben

Lit.: Ramseyer, U.(1977): Bali. Leben in zwei Welten. Zürich - IFICAH (2015): Götter-Schmiede. Balinesische Zeremonialklingen im kulturellen Kontext. Wohlesbostel
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