Medizinhorn ''naga marsarang'' aus Holz

Lot 1509
11.06.2024 09:30UTC +01:00
Classic
Vendu
€ 6 000
AuctioneerNagel Auktionen GmbH
Lieu de l'événementAllemagne, Stuttgart
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ID 1218026
Lot 1509 | Medizinhorn ''naga marsarang'' aus Holz
Valeur estimée
€ 900 – 1 500
Indonesien, Sumatra Nord-, Toba-Batak, 19. oder frühes 20. Jh.
L. 67,5 cm
Herausragendes Zauberhorn (Medizinbehälter) eines hochrangigen datu-Schamanen der Toba-Batak in Nord-Sumatra. Das Horn, das von einem Wasserbüffel-Bullen stammt, ist zweiteilig und hat einen glatten Korpus und einen aufwendig beschnitzten Deckel, auf dem sieben menschliche Gestalten in Reihung gruppiert sind. Sie sitzen auf dem Nacken eines drachen- oder pferdeartigen Schutzgottes singa, dessen Maul sich über den Kopf einer in leichter Hockhaltung stehende Figur stülpt. Das ist nicht als Gefressen-Werden zu interpretieren, sondern ist eine intime Schutzgeste, die darauf verweist, dass der singa Urvater der ersten Ahnen ist. Das Ende des Horns zeigt eine hockende menschliche Figur. Der aufwendige Verschluss besteht aus Holz. Er zeigt die in sukzessiver Reihung aufeinanderfolgenden Vorläufer des datu. Der singa hat stets einen kronenartigen Kopfaufsatz, ausgeprägte Augen und eine Art Bart, der teilweise in die herausgestreckte Zunge übergeht. Der Begriff leitet sich von dem Sanskrit-Wort singga (Löwe) ab, was aber keine biologische, sondern eher eine mythologische Bedeutung hat. Er verkörpert nicht den heraldischen Löwen aus der griechisch-baktrischen Kultur, sondern den Naga oder Boru Saniang Naga, die Weltschlange der hinduistischen Mythologie. Es ist ungeklärt, warum diese mythische Figur mit dem Begriff singa belegt wurde. Singa finden sich allenthalben, an Häusern, alltäglichen Objekten, Sarkophagen, Getreidespeichern, Amuletten, Büchern, Schmuck etc. Bei den Batak Sumatras benötigte der datu oder “Spezialist” für magische Belange aller Art diverse Behälter, um bestimmte magische Substanzen, Amulette und Medizin aufzubewahren. Das Horn naga morsarang ist deren wichtigster. Es verkörpert den Status des datu. Das Horn ist mit feinem Kerbschnitt verziert, das stilisierte Symbole der Gottheit Boraspati Ni Tano darstellt, einer aquatischen, echsengestaltigen Unterweltgottheit, die mit dem puranischen Banaspati (Shiva) zusammenhängt. Die Batak sind seit früher geschichtlicher Zeit mit dem Hinduismus in Berührung gekommen. Die Echsengestalt Banaspatis (Batak: Boraspati) geht wahrscheinlich auf das heilige Krokodil, Herrscher der Unterwelt, zurück. Die Gottheit findet sich auch an anderen heiligen Batak-Objekten wie den pustaha (Zauberbüchern).Das Horn hat eine alte dunkle Patina, die teilweise auf das “Beopfern” mit organischen Substanzen zurückgeht. Es wurde lange getragen und benutzt.
Aus einer alten deutschen Privatsammlung, seit den 1950er Jahren gesammelt - Minim. Altersspuren, partiell wenige kleine Best. und Spuren von Wurmfrass

Publ.: IFICAH (2018): Die Vorfahren im Nacken. Wohlesbostel, Seite 20, Frontseite
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