Albert Speer - neun Briefe seiner Mutter Wilhelmine, ein Brief an seine Mutter sowie zwei Abschriften von Vollmachten, 1946 - 1949

Лот 2141
07.11.2024 10:00UTC +01:00
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Лот 2141 | Albert Speer - neun Briefe seiner Mutter Wilhelmine, ein Brief an seine Mutter sowie zwei Abschriften von Vollmachten, 1946 - 1949
Albert Speer - neun Briefe seiner Mutter Wilhelmine, ein Brief an seine Mutter sowie zwei Abschriften von Vollmachten, 1946 - 1949
Die Briefe seiner Mutter jeweils im DIN-A4-Format, fünf auf Briefpapier von Albert Speer senior, drei auf rosafarbenem Papier und einer auf Briefpapier "Landhaus Speer", jeweils mit gedruckter Absenderadresse. Die Briefe jeweils beidseitig in Tinte beschrieben, vier davon mit "Censored & passed"-Stempel. Am 31.7.46 schreibt sie: "Mehr wie sonst noch denke ich an Dich nachdem ich die Reden der Hauptankläger gehört & es ist eine tiefe Trauer in mir.".
Am 13.8.1946: "Jeder Tag bringt etwas neues & man muss kämpfen [..] ich bin alles andere wie eine Kampfnatur. Man war durch das gleichmässige Leben ohne Sorgen zu sehr verwöhnt & verweichlicht.". Zudem berichtet sie von einem Besuch des ehemaligen Wehrwirtschaftsführers Hermann Röchling (1872 - 1955): "er sagte mir viel Nettes & Schmeichelhaftes.". Am 23.9.1946: "Ich glaube, es ist Dir auch lieber wenn ich nicht nach Nürnberg komme & ich moechte gleich Dir die Erinnerung an unser letztes Zusammensein behalten.".
Undatierter Brief, wohl nach der Urteilsverkündung in Nürnberg am 1. Oktober 1946: "Dein Brief war mir ein großer Trost & zu Allem bin ich beruhigt daß auch dieser Schicksalsschlag von Dir gemeistert wird", sie schließt mit "Ich glaube an ein Wiedersehen. Deine Mutter.". Am 23.10.46: "Ich habe Dir geschrieben, daß nach Allem was Du sagtest es grotesk gewesen wäre Berufung [.] einzuleiten. So stehst Du auch nach aussen so gut da wie Du nur stehen kannst, auch bei Menschen die alles Andere wie nationalsozialistisch eingestellt waren.".
Brief Albert Speers vom 27. April 47: "Wir bleiben bis auf weiteres hier, da sich der Kontrollrat über unsere Behandlung nicht einig werden kann", in Bleistift, signiert "Dein Albert" und mit Nürnberger Freigabestempel. Am 1. Mai 1947 schickt sie ihm ein Foto, "es zeigt Deinen Vater so wie er in der noch guten Zeit war & wie man ihn auch in Erinnerung behalten soll." (Anm. Albert Speer senior verstarb am 31.3.1947). Am 5. Mai 1947: "Ueberhaupt der Kampf ums tägliche Leben ist ein Heilmittel gegen Trauer. Man kommt nicht zum Nachdenken wenn man keine Kartoffeln hat.". Am 15. Mai 1947: "Meine Vermögenslage bekümmert mich doch sehr. Es ist kaum noch Bargeld da. Von was soll man Erbschaftssteuer, Reparaturen, den Lebensunterhalt & alles bezahlen.". Am 18, Mai 1949: "Du weisst, daß Vater mit seinen Entschlüssen sehr eigenwillig war. Widerreden führten zu Streit. Ich liess ihn in Ruhe, auch bezüglich des Testaments." (Anm.: offensichtlich erbte sie nicht von ihrem Mann, sondern nur ihre Söhne Hermann und Albert), "Ich werde mir schon auf irgendeine Art durchhelfen & wenn keine Währungsreform kommt, werde ich für ein Jahr zu leben haben.".
Dazu die Abschriften zweier Vollmachten vom 27.6.1946, je mit "Censored & passed"-Stempel, einmal für Friedrich Weber als Vertreter "in allen Angelegenheiten, die den Nachlass meines Vaters [.] betreffen", einmal für Dr. Hans Flächener (der auch sein Verteidiger im Nürnberger Prozess war), ihn "in allen meinen Vermögensangelegenheiten zu vertreten", sowie die Abschrift eines Briefes von Albert Speer an seine Mutter vom 28.2.46.
Diese Briefe sind nicht nur hinsichtlich Albert Speers Prozesszeit in Nürnberg und der folgenden Haftstrafe ausgesprochen interessant, sie geben zudem einen tiefen Einblick in das Speersche Familienleben, insbesondere nach dem Tod von Albert Speer senior im März 1947. Obwohl das Erbe an die gemeinsamen Söhne Hermann und Albert ging und ihre finanzielle Not groß war, kam es Wilhelmine Speer nicht in den Sinn, das ebenfalls in diesem Katalog angebotene diamantbesetzte Armband, ein Geschenk ihres Mannes zum 30. Hochzeitstag 1930, zu verkaufen, sondern sie wollte es für die Familie erhalten, wie sie im Brief von 1949 schreibt: "Die Hauptsache ist, daß so viel wie möglich Euren Kindern erhalten bleibt, daß diese Möglichkeiten zum Wiederaufkommen haben.".
Provenienz: Aus Familienbesitz.
Albert Speer - nine letters by his mother Wilhelmine, one to his mother and two duplicates of letters of attorney, 1946 - 1949
Albert Speer - nine letters by his mother Wilhelmine, one to his mother and two duplicates of letters of attorney, 1946 - 1949
Die Briefe seiner Mutter jeweils im DIN-A4-Format, fünf auf Briefpapier von Albert Speer senior, drei auf rosafarbenem Papier und einer auf Briefpapier "Landhaus Speer", jeweils mit gedruckter Absenderadresse. Die Briefe jeweils beidseitig in Tinte beschrieben, vier davon mit "Censored & passed"-Stempel. Am 31.7.46 schreibt sie: "Mehr wie sonst noch denke ich an Dich nachdem ich die Reden der Hauptankläger gehört & es ist eine tiefe Trauer in mir.".
Am 13.8.1946: "Jeder Tag bringt etwas neues & man muss kämpfen [..] ich bin alles andere wie eine Kampfnatur. Man war durch das gleichmässige Leben ohne Sorgen zu sehr verwöhnt & verweichlicht.". Zudem berichtet sie von einem Besuch des ehemaligen Wehrwirtschaftsführers Hermann Röchling (1872 - 1955): "er sagte mir viel Nettes & Schmeichelhaftes.". Am 23.9.1946: "Ich glaube, es ist Dir auch lieber wenn ich nicht nach Nürnberg komme & ich moechte gleich Dir die Erinnerung an unser letztes Zusammensein behalten.".
Undatierter Brief, wohl nach der Urteilsverkündung in Nürnberg am 1. Oktober 1946: "Dein Brief war mir ein großer Trost & zu Allem bin ich beruhigt daß auch dieser Schicksalsschlag von Dir gemeistert wird", sie schließt mit "Ich glaube an ein Wiedersehen. Deine Mutter.". Am 23.10.46: "Ich habe Dir geschrieben, daß nach Allem was Du sagtest es grotesk gewesen wäre Berufung [.] einzuleiten. So stehst Du auch nach aussen so gut da wie Du nur stehen kannst, auch bei Menschen die alles Andere wie nationalsozialistisch eingestellt waren.".
Brief Albert Speers vom 27. April 47: "Wir bleiben bis auf weiteres hier, da sich der Kontrollrat über unsere Behandlung nicht einig werden kann", in Bleistift, signiert "Dein Albert" und mit Nürnberger Freigabestempel. Am 1. Mai 1947 schickt sie ihm ein Foto, "es zeigt Deinen Vater so wie er in der noch guten Zeit war & wie man ihn auch in Erinnerung behalten soll." (Anm. Albert Speer senior verstarb am 31.3.1947). Am 5. Mai 1947: "Ueberhaupt der Kampf ums tägliche Leben ist ein Heilmittel gegen Trauer. Man kommt nicht zum Nachdenken wenn man keine Kartoffeln hat.". Am 15. Mai 1947: "Meine Vermögenslage bekümmert mich doch sehr. Es ist kaum noch Bargeld da. Von was soll man Erbschaftssteuer, Reparaturen, den Lebensunterhalt & alles bezahlen.". Am 18, Mai 1949: "Du weisst, daß Vater mit seinen Entschlüssen sehr eigenwillig war. Widerreden führten zu Streit. Ich liess ihn in Ruhe, auch bezüglich des Testaments." (Anm.: offensichtlich erbte sie nicht von ihrem Mann, sondern nur ihre Söhne Hermann und Albert), "Ich werde mir schon auf irgendeine Art durchhelfen & wenn keine Währungsreform kommt, werde ich für ein Jahr zu leben haben.".
Dazu die Abschriften zweier Vollmachten vom 27.6.1946, je mit "Censored & passed"-Stempel, einmal für Friedrich Weber als Vertreter "in allen Angelegenheiten, die den Nachlass meines Vaters [.] betreffen", einmal für Dr. Hans Flächener (der auch sein Verteidiger im Nürnberger Prozess war), ihn "in allen meinen Vermögensangelegenheiten zu vertreten", sowie die Abschrift eines Briefes von Albert Speer an seine Mutter vom 28.2.46.
Diese Briefe sind nicht nur hinsichtlich Albert Speers Prozesszeit in Nürnberg und der folgenden Haftstrafe ausgesprochen interessant, sie geben zudem einen tiefen Einblick in das Speersche Familienleben, insbesondere nach dem Tod von Albert Speer senior im März 1947. Obwohl das Erbe an die gemeinsamen Söhne Hermann und Albert ging und ihre finanzielle Not groß war, kam es Wilhelmine Speer nicht in den Sinn, das ebenfalls in diesem Katalog angebotene diamantbesetzte Armband, ein Geschenk ihres Mannes zum 30. Hochzeitstag 1930, zu verkaufen, sondern sie wollte es für die Familie erhalten, wie sie im Brief von 1949 schreibt: "Die Hauptsache ist, daß so viel wie möglich Euren Kindern erhalten bleibt, daß diese Möglichkeiten zum Wiederaufkommen haben.".
Provenance: Aus Familienbesitz.
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