Lesser Ury - On the balcony of Café Bauer, Berlin. 1889

Стартовая цена
€ 130 000
Дата аукциона Classic
03.12.2020 17:00 UTC +01:00
Auctioneer
Kunstauktionshaus Neumeister
Место проведения
Германия, München
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ID 453015
Лот 1000 | Lesser Ury - On the balcony of Café Bauer, Berlin. 1889
Links unten signiert und datiert "L. Ury 89". Verso auf der Pappe Stempel der Kunstmaterialiensammlung Georg Maass/ Berlin W. Linkstrasse 15, pt ( dort hat Lesser Ury die Malpappe wohl erworben). Öl auf Leinwand, später auf Pappe aufgezogen. 20 x 31,4 cm. Obere Ecken fachmännisch restauriert. Insgesamt guter Zustand. Detaillierter Zustandsbericht auf Anfrage. Rahmen. Provenienz: Privatbesitz, Berlin (erworben 1977) / Auktion Leo Spik, Berlin 15./16.4. 1977 / Privatbesitz Bayern (seit 1977) / Seither in Familienbesitz Literatur: Leo Spik, Berlin, Auktion 500 (1977), Nr. 289 mit Abbildung Tafel 8 (Blick von einer Hotelterrasse, 1889) Echtheitsbestätigung: Mit einer ausführlichen Expertise von Frau Dr. Sibylle Groß vom 25. März 2020 Wie das Café Bauer in der Gründerzeit zum gesellschaftlichen Treffpunkt Berlins wurde Heute würden vermutlich iPads auf den Tischen liegen. WLAN und Steckdosen für jeden Platz garantiert. Klar, ist das handlicher. Klar, kann man Kaffee und Topfenstrudel besser genießen, wenn eine aufgefaltete Zeitung nicht Tasse und Teller bedeckt. Und doch: Was muss das für ein Bild gewesen sein, zu Kaisers Zeiten das Berliner Café Bauer zu betreten und zu sehen, dass die Leute hier nicht nur ins Gespräch über Gott und die Welt vertieft waren, sondern vor allem eins machten: Zeitung lesen! Nicht irgendwelche Lokalblättchen, sondern Zeitungen, Wochenschriften und Broschüren von über 300 Titeln aus der ganzen Welt, die im Lesesaal des Café Bauer für Gäste auslagen. 30 000 Mark (heute rund 223 000 Euro) ließ sich Mathias Bauer die Anschaffung der Lektüre jährlich kosten. Bauer, zuvor schon in Wien in der Branche tätig, eröffnete das nach ihm benannte Café am 13. Oktober 1877 Unter den Linden. Es zählte damit zu den ersten Häusern im Wiener Kaffeehaus-Stil in der Hauptstadt und fand später viele Nachahmer. Unter den Linden - was für eine Lage! Und wie praktisch und geschäftsfördernd, dass sich der Boulevard längst von einer vornehmen Wohnstraße zur Flaniermeile mit Hotels, Restaurants, Cafés, Banken, Agenturen, Geschäften und prunkvollen Passagen gewandelt hatte. Hier war er zu spüren, der Puls der Stadt, die als vibrierende Metropole des jungen, vor Selbstbewusstsein strotzenden Kaiserreiches für den Aufbruch in eine neues - und nach damaliger Lesart - unzweifelhaft glorreiches Zeitalter stand. Nichts schien unmöglich in diesen Gründerjahren, die ja auch von einer unersättlichen Neugier auf die Welt geprägt waren. Und im Café Bauer wusste man, diese Neugier zu befriedigen. Das staatliche Eckgebäude an der Kreuzung zur Friedrichstraße besaß ein hohes Dach mit Gaubenreihen und einem Ecktürmchen, das eine Zwiebelkuppel trug. Hinter der imposanten Fassade verbargen sich ein prunkvoll ausgestatteter Saal im Parterre sowie im Obergeschoss Billard-, Lese- und Damenzimmer, Gesellschafts- und Spielsaal. Vor der oberen Etage des Cafés waren durchgehende Balkons angebracht, auf denen die Gäste im Freien sitzen konnten - ein stark nachgefragter Ersatz für die in Berlin so beliebten Straßenterrassen, Unter den Linden jedoch baupolizeilich verboten waren. Mit spektakulären Innovationen und bis dahin unerhörtem Luxus sorgte das Café Bauer für Aufsehen. So erstrahlte es 1884 als erstes öffentliches Lokal in Berlin in elektrischem Licht und stand damit an der Spitze der Elektrifizierung des bis dahin noch weitgehend mit Gas beleuchteten wilhelminischen Berlins. Im Keller befand sich ein eigenes Stromerzeugungsaggregat, und damit die Dampfturbine sich nicht zu sehr aufheizte, zwackten die Kellner Stangeneis aus dem Champagnerkeller ab, um sie damit zu kühlen. Aber es waren nicht nur die technischen Raffinessen, die das Bauer zu einem der angesagtesten Treffpunkte der Stadt machten. Das Café stand auch für gelebte Weltoffenheit. Das gefiel vor allem Künstlern, unter ihnen die Maler und Grafiker der Berliner Secession. Auch für Lesser Ury (1861- 1931) wurde das besondere Haus zu einem der am meisten frequentierten Orte der Stadt - und findet sich unter den Kaffeehausszenen des Künstlers, die sich bereits zu seinen Lebzeiten in Sammlerkreisen großer Beliebtheit erfreuten, wiederholt dargestellt. Dabei wählte er als Sujet nicht den prächtigen Saal im Erdgeschoss, sondern den Lesesaal der 1. Etage. Hier widmete Ury sein Augenmerk nicht ausschließlich der Darstellung des Innenraums, den er bei Tag und am Abend mit variierendem Bildausschnitt malte. Sein Fokus lag vielmehr auf dem Spiel zwischen Innen- und Außenansicht von Interieur und öffentlichen Raum, dessen Licht sich in den Scheiben der stets offenen Balkontür spiegelte, der Beleuchtung des Caféraumes und den am Abend erleuchteten Straßenlaternen. Auch das 1889 entstandene Gemälde "Auf dem Balkon des Café Bauer, Berlin", das im Dezember bei NEUMEISTER zur Versteigerung kommt, zeigt, wie meisterhaft Ury die Stimmung des Cafés und den Geist auf Leinwand zu bannen vermochte. Sein Betrachter gesellt sich zu den Gästen, die über die Balkonbrüstung hinweg schauend am Treiben auf dem Boulevard aufmerksam teilnehmen. Der Betrachter wird Teilhaber des Geschehens und sein Blick folgt unwillkürlich dem Herrn mit Zylinder, der mit Interesse den dichten Verkehr der Pferdedroschken auf dem Boulevard zu verfolgen scheint. Lesser Ury griff auf die Ansicht des Balkonblicks des Café Bauer später noch mehrmals zurück. Um 1920 schuf er zum Beispiel eine Lithographie, die sich in Details eng an das Gemälde von 1889 anlehnt. Jahrzehnte später verwandte er die Balkonszene für ein weiteres Gemälde, das in der Frühjahrsausstellung der Berliner Secession 1928 zu sehen war. Doch viel hatte sich seitdem geändert: So hieß das Café Bauer 1924 infolge eines Eigentümerwechsels nun "Café Unter den Linden" und auf dem Boulevard sind die Pferdedroschken von Automobilen verdrängt worden. Einmal mehr bricht in Berlin eine neue Zeit an.
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