Leutnant Hermann Göring - 193 Tagebuchseiten und sieben Skizzen aus dem 1. Weltkrieg vom 1. August 1914 bis zum 10. Januar 1915

Лот 3491
25.11.2021 10:00UTC +01:00
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€ 25 000
AuctioneerHermann Historica
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ID 664000
Лот 3491 | Leutnant Hermann Göring - 193 Tagebuchseiten und sieben Skizzen aus dem 1. Weltkrieg vom 1. August 1914 bis zum 10. Januar 1915
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€ 25 000
Zweiteiliges Kriegstagebuch, eigenhändig in Bleistift verfasst, in losen Blättern linierter Hefte mit linksseitiger Perforation, gedruckter Paginierung und wohl drei Durchschlagseiten (ohne Linierung). Unter den Blättern sowohl in Bleistift beschriebene Erstseiten als auch Durchschlagseiten mit bläulicher Schrift, die Skizzen in Bleistift sowie rotem und blauem Kopierstift. Das Vorhandensein mehrerer Durchschläge ist zum einen mit dem gegenseitigen Austausch der Tagebuchseiten mit Bruno Lörzer (vgl. 15 Tagebuchseiten Lörzers aus Görings Besitz, Hermann Historica, 75. Auktion, Los 6280) zu erklären, zum anderen aber schickte er auch seiner Familie eine Ausfertigung der Tagebuchseiten (vgl. Görings Brief an seinen Halbbruder Heinrich vom 6.1.1915: "Ihr werdet ja nun auch die Tagebuchblätter erhalten, woraus Ihr seht, was wir hier alles machen"). Die Seiten an den Rändern teils beschädigt, die Skizzen teils stärker in Mitleidenschaft gezogen. "Aufzeichnungen aus dem ersten Teil des Feldzuges, den ich in verschiedenen Eigenschaften in der Front mitmachte" (1.-10.8.1914). Vermutlich während seines Klinikaufenthaltes wegen Gelenkrheumatismus in Freiburg i.Br. - dort trifft er seinen Freund Bruno Lörzer, der sich in der Flugzeugführerausbildung befindet - rückblickend geschrieben. Göring schildert den Grenzschutz seines in Mülhausen stationierten Inf.Regt. 112 (8. Komp.), die deutsche Fliegeraufklärung nach Frankreich am 4.8. ("Ich hätte Sorge zu tragen, daß unsere Flugzeuge nicht von eigenen Truppen beschossen würden. Obwohl ich alle Wachen instruiert hatte, ging doch die Knallerei sofort los, als sich der erste Apparat über der Stadt blicken ließ.") mit anschließender Panzerzug-Patrouille zwischen Müllheim und Mülhausen. Detailliert schildert er seine Erlebnisse und Kampfhandlungen als Anführer einer Fahrrad-Patrouille in der "Schlacht von Mühlhausen am 9. u. 10./8.14", die er an General Isbert meldete, "Er konnte es gar nicht glauben, daß wir soweit vorgedrungen waren und versprach mir mich zum 'Eisernen Kreuz' vorzuschlagen. (Ich erhielt es 4 Tage später, als die ersten geliefert wurden.)". Nach der Rückeroberung Mülhausens darf Göring "um ½ 3 Uhr [.] mit Exz. Isbert und dem Generalstabsoffizier zusammen im Auto in Mühlhausen" einfahren. Insgesamt 18 Seiten, von Göring rechts oben nummeriert von "1 - 17", da die Seite "13" doppelt vergeben. Der "2. Teil des Feldzuges, den ich als Beobachtungsoffizier im Flugzeuge mitmache." beginnt mit seinem Krankenhausaufenthalt wegen Gelenkrheumatismus, "die Ärzte prophezeiten eine längere Dauer der Krankheit und erklärten mich für mehrere Monate als felddienstunfähig. Da kam mein bester Freund und Regimentskamerad Leutnant Lörzer, der in Freiburg als Flugzeugführer ausgebildet wurde, zu mir und brachte mich auf den glänzenden Gedanken, mit ihm als sein Beobachter zu fliegen.". Überaus wort- und detailreich schildert Göring Lörzers und seine Reise nach Stenay zur Feldfliegerabt. 25 beim Armee-Oberkommando V (Kronprinz), den ersten gemeinsamen Flug am 5.11.1914 mit dem Auftrag "Werfen Sie Bomben über oder bei Verdun. Erkunden Sie ferner die Artilleriestellungen um ‚le Mort homme‘ und die Bahnlinie Révigny – Bar le Duc – Ligny – Commercy (ob dort Zugverkehr). Vor allem aber orientieren Sie sich über die Gesamtstellung am westlichen Maasufer.", die schlechten Erfahrungen mit der Maschine, "Die Maschine stieg schlecht. (zu schweres Benzin und verzogen) Erst nach einer Stunde waren wir 1700 m hoch", und die erste Beschießung u.a. durch die Nordwestforts von Verdun. Seine erste Meldung an das AOK V gibt er in vollem Wortlaut wieder und signiert sie mit "Göring - Lt. u. Beob.Offz.". In der Folge schreibt er in der für ihn typischen Wortgewandtheit über die wenigen Flüge, die das Wetter erlaubte, die tägliche Routine in Stenay, das Requirieren ihrer Unterkunft oder der dafür benötigten Möbel oder Lebensmittel, Dienstfahrten z.B. nach Brüssel ("Am Abend besuchten wir einige Varietés, die bis 11 Uhr offen sind und wunderten uns hier über die Ausgelassenheit der Leute!") oder den durch die Maas überschwemmten Flughafen. Er benennt die aus seiner Sicht Verantwortlichen für den Kriegsausbruch "Kronprinz von Serbien (Beteiligung am Attentat), Minister Pasitsch; Großfürst Nikoleijewitsch nebst Minister und General Rennekampf. Poincaré, Delcassé, Clemenceau, Iswolski und dann die Hauptverbrecher Lord Asquith, Curchill (sic), Grey, French, Kitschener, Exkönig Albert von Belgien sowie den Hammeldieb von Montenegro (letzterer ist im Panoptikum als Sehenswürdigkeit auszustellen).", er feiert Hindenburgs Erfolge im Osten, am 26.11.14: "Und nun erst unser großer Hindenburg Sieg. Es ist ja herrlich, wie der die Russen drischt (60.000 Gefangene)" (Angriff gegen die russische Südwestfront, Schlacht um Lodz), er spornt die Österreicher an, "Mit der Gesamtlage kann man sehr zufrieden sein, wenn nur die Österreicher mal schneller vorwärts kämen. [.] Ihre Truppen sind hervorragend, aber die Führung könnte noch einen Schuß deutscher Energie vertragen", er wettert gegen Engländer und Italiener, "Für Gegner, Italiener und Engländer gibt es kein Pardon, da gibt es nur den Knüppel, wie für einen räudigen Hund.", und beschreibt ausführlich die Kriegsweihnacht 1914, zu der Lörzer und er ein Geschenk des Kronprinzen erhielten, er "schenkte wie sein Großvater 1870 jedem Offizier und Mann seiner Armee zur Erinnerung eine Pfeife mit seinem Bildnis drauf.", um wenige Tage später noch "ein prachtvolles Zigarettenetui aus Silber" zu erhalten. Überhaupt sind die Treffen und Unterhaltungen mit dem Kronprinzen von zentraler Wichtigkeit für Göring und werden nur vom Enthusiasmus für das Fliegen übertroffen. So schlagen Lörzer und Göring dem AOK V sogar einen Nachtflug mit Bombardement eines kriegswichtigen Ziels im Hinterland der Front vor und sind enttäuscht, als ihr Plan als zu gefährlich abgelehnt wird. Historisch bedeutende Tagebuchseiten, die nicht nur Rückschlüsse auf die Persönlichkeit des damals 21-jährigen Göring erlauben, sondern auch eindrucksvoll die Stimmungslage im deutschen Heer in den ersten Kriegsmonaten schildert, mit euphorischem Jubel über jede Erfolgsmeldung und dem Herunterspielen etwaiger Rückschläge als Teil des großen Ganzen. Auch den Stellungskrieg um Verdun mit den Sprengungen feindlicher Schützengräben durch Pionierstollen oder die verbitterten Artilleriegefechte beider Seiten (Göring und Lörzer sind u.a. mehrfach bei der bayr. Fußartilleriebrigade, um eine geplante Feuerleitung aus der Luft zu planen) beschreibt er äußerst exakt. Interessant ist zu erwähnen, dass Göring sich mehrfach beim Verfassen des Tagebuchs an eine Leserschaft wendet, die neben Lörzer (mit dem er regelmäßig die Tagebuchseiten austauscht) wohl vor allen Dingen seine Familie und zukünftige Nachfahren umfasst ("Ich muß die militärischen Abkürzungen benutzen, sonst muß ich zuviel schmieren. Irgendjemand wird sie schon in Euerem Leserkreis kennen."). Eine vollständige Abschrift dieser Tagebuchseiten (mit Ausnahme weniger nicht zu entziffernder Wörter) kann bei konkretem Kaufinteresse gerne in Auszügen zur Verfügung gestellt werden.

Zustand: II -
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