Süddeutschland, datiert 1580. 'Alle Ding Zergenglich'' Wappenscheibe der Kurfürstin Elisabeth von Hessen (1539 - 1582), Pfalzgräfin bei Rhein und Herzogin von Bayern

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04.07.2018 16:00UTC +01:00
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ID 93961
Лот 120 | Süddeutschland, datiert 1580. 'Alle Ding Zergenglich'' Wappenscheibe der Kurfürstin Elisabeth von Hessen (1539 - 1582), Pfalzgräfin bei Rhein und Herzogin von Bayern
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Farbloses Glas, ÜberfanGelbgoldlas in Rot- und Blautönen, konturiert und bemalt. Bleifassung. In einer Triumphbogenarchitektur mit Löwen, Feldherrnporträt u. a. das kurpfälzische Staatswappen mit dem abgekürzten Regierungsmotto ihres Gatten Kurfürst Ludwig VI. ''ADZ'' (Alle Ding Zergenglich). Unter dem Wappen präsentieren zwei Engel eine Beschlagwerkkartusche mit der Stifterinschrift und Datierung 1580. Restaurierte, erg. nach den internationalen Richtlinien des Corpus Vitrearum Medii Aevi. 42 x 31 cm. In schwarzen, alugebürsteten Leuchtrahmen der Firma HALBE montiert. Die Stifterin, Elisabeth von Hessen war eine Tochter des Landgrafen Philipp I. von Hessen (1504-1567), auch Magnanimus der Großmütige genannt, der Gründer der Universität Marburg und einer der bedeutendsten politischen Führer des Protestantismus in der ersten Hälfte des 16. Jahrhundert Seit 1560 war sie mit dem gleichaltrigen Ludwig VI. aus der Familie der Wittelsbacher, Pfalzgraf bei Rhein, Kurfürst seit 1576, vermählt. Bis zur Regierungsübernahme residierte das Paar in Amberg, wo Ludwig der Tradition seiner Familie entsprechend 1563 zum Statthalter der Oberpfalz ernannt worden war. Während sein Vater, Friedrich III. (1515-1576), zum reformierten Glauben übertrat, hielt Ludwig am Lutherischen Glauben fest. Die daraus resultierenden religiösen und familiären Kämpfe schwächten seine Gesundheit und Psyche wohl sehr und begünstigten einen frühen Tod. Das Bewusstsein Elisabeths, die Tochter eines wichtigen Protagonisten der frühen Reformationskämpfe gewesen zu sein, dürfte zur Festigung ihrer Konfession und Bereitschaft beigetragen haben, ihren Mann bei der Wiedereinführung des Luthertums in der Kurpfalz zu unterstützen. Dass Elisabeth auf dem Glasgemälde nicht mit ihrem Familienwappen derer von Hessen zeichnet, sondern mit dem offiziellen kurfürstlichen Wappen, zeigt die Intention der Stiftung als Herrschaftszeichen, vielleicht in einem Rathaus, einer Kirche oder einem Pfarrhaus. Die Einbindung ihres Gemahls mittels der Initialen seiner Devise ADZG bringt die Verbundenheit und Gleichgesinntheit des Ehepaares zum Ausdruck. Das Vorsatzporträt Ludwigs VI. in einer bei Sigmund Feyerabend, Johann Rasch und David Zöpfl 1560 in Frankfurt gedruckten Bibel und von Virgil Solis illustrierten Luther-Bibel, zeigt den Kurfürsten von fünf weiblichen Allegorien umgeben, welche die Herrschertugenden Frieden, Wohlstand, Weisheit, Stärke und Gerechtigkeit symbolisieren - darunter die Devise ''Alle Ding Zergenglich''. Es ist ein memento mori in Worten, das ein quälendes und zugleich tröstendes Todesbewusstsein ausdrückt. Daraus spricht die Empfehlung, sich dem Glauben zuzuwenden, im Vertrauen auf eine bessere Ordnung und ein besseres Leben bei Gott. Die Stifterin, Elisabeth von Hessen war eine Tochter des Landgrafen Philipp I. von Hessen (1504-1567), auch Magnanimus der Großmütige genannt, der Gründer der Universität Marburg und einer der bedeutendsten politischen Führer des Protestantismus in der ersten Hälfte des 16. Jahrhundert Seit 1560 war sie mit dem gleichaltrigen Ludwig VI. aus der Familie der Wittelsbacher, Pfalzgraf bei Rhein, Kurfürst seit 1576, vermählt. Bis zur Regierungsübernahme residierte das Paar in Amberg, wo Ludwig der Tradition seiner Familie entsprechend 1563 zum Statthalter der Oberpfalz ernannt worden war. Während sein Vater, Friedrich III. (1515-1576), zum reformierten Glauben übertrat, hielt Ludwig am Lutherischen Glauben fest. Die daraus resultierenden religiösen und familiären Kämpfe schwächten seine Gesundheit und Psyche wohl sehr und begünstigten einen frühen Tod. Das Bewusstsein Elisabeths, die Tochter eines wichtigen Protagonisten der frühen Reformationskämpfe gewesen zu sein, dürfte zur Festigung ihrer Konfession und Bereitschaft beigetragen haben, ihren Mann bei der Wiedereinführung des Luthertums in der Kurpfalz zu unterstützen. Dass Elisabeth auf dem Glasgemälde nicht mit ihrem Familienwappen derer von Hessen zeichnet, sondern mit dem offiziellen kurfürstlichen Wappen, zeigt die Intention der Stiftung als Herrschaftszeichen, vielleicht in einem Rathaus, einer Kirche oder einem Pfarrhaus. Die Einbindung ihres Gemahls mittels der Initialen seiner Devise ADZG bringt die Verbundenheit und Gleichgesinntheit des Ehepaares zum Ausdruck. Das Vorsatzporträt Ludwigs VI. in einer bei Sigmund Feyerabend, Johann Rasch und David Zöpfl 1560 in Frankfurt gedruckten Bibel und von Virgil Solis illustrierten Luther-Bibel, zeigt den Kurfürsten von fünf weiblichen Allegorien umgeben, welche die Herrschertugenden Frieden, Wohlstand, Weisheit, Stärke und Gerechtigkeit symbolisieren - darunter die Devise ''Alle Ding Zergenglich''. Es ist ein memento mori in Worten, das ein quälendes und zugleich tröstendes Todesbewusstsein ausdrückt. Daraus spricht die Empfehlung, sich dem Glauben zuzuwenden, im Vertrauen auf eine bessere Ordnung und ein besseres Leben bei Gott. Ausstellung / Publikation: Engehausen, Frank, in: Macht des Glaubens, 450 Jahre Heidelberger Katechismus, hersg. Im Auftrag von Refo500 von Karla Apperloo-Boersma und Herman J. Selderhuis, in Zusammenarbeit mit Frieder Hepp und Karin Tebbe (Kurpfälzisches Museum der Stadt Heidelberg), Wolfgang Wiese und Petra Pechacek (Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg), Johan ter Molen und Paul Rem (Paleis Het Loo Nationaat Museum), Göttingen/Bristol (CT, USA), 2013, Kat. HS27, S. 291f; sh. auch den ganzen Artikel ''Intermezzo: Ludwig VI. und die Rückkehr zum Luthertum'', ebenda, S. 288-294; zu Ludwig VI. sh. Neue Deutsche Biographie, 15. Bd., Berlin 1987, S. 414-415.
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