ID 1022329
Лот 612 | Michael Neher. Das Nassauer Haus in Nürnberg
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€ 42 000 – 48 000
Das Nassauer Haus in Nürnberg
L. u. signiert. Auf dem Keilrahmen altes Klebeetikett mit Nummerierung 3475 und auf einem weiteren Klebeetikett undeutlich bezeichnet und nummeriert 24. Öl auf Lwd. 40 x 52 cm. Rest. Rahmen (56,7 x 68,9 cm).
Der Bildtitel "Das Nassauer Haus in Nürnberg" entspricht der Bezeichnung des Gemäldes im Kunstverein München im Jahre 1852, von dem dieses Werk angekauft wurde. Das Naussauer Haus ist ein mittelalterlicher Wohnturm aus rotem Burgsandstein. Es handelt sich bei diesem um den letzten noch bestehenden Wohnturm bzw. Geschlechterturm in Nürnberg. Um 1430 sollen in Nürnberg noch etwa 65 dieser Türme existiert haben. Das Nassauer Haus mit seinen gotischen Erkertürmen wurde ursprünglich im romanischen Stil erbaut, nach mehreren Umbauten zieren das Gebäude heute gotische Stilelemente. Der Turm steht in der Lorenzer Altstadt, gegenüber der Kirche St. Lorenz, die am linken Bildrand des Gemäldes durch einen Strebepfeiler angedeutet ist. In der Bildmitte befindet sich der sog. Tugendbrunnen, ein Original der Spätrenaissance. Benedikt Wurzelbauer hat ihn 1584-89 angefertigt.
Der Blick der Betrachtenden richtet sich auf das Zentrum der Altstadt Nürnbergs mit seinen Bürgerhäusern, die rund um den "Lorenzer Platz" gruppiert sind. Staffagefiguren und eine Kutsche mit Begleitperson beleben die Szene. Beim Nachbarhaus des Nassauer Hauses handelt es sich um das Gebäude Königstr. 20. Im 19. Jahrhundert (bis 1867) hatte es die Hausnummer L 30. Bei der "Handlung Leopold Stöwer" wie sie das Firmenschild bezeichnet, handelt es sich um die Garn-, Strumpf- und Wollwarenhandlung des Leopold Stoewer. Der aus Offenbach gebürtige Stoewer siedelte sich 1808 in Nürnberg an (Niederlassungsakt, C 7/II Nr. 1088) und starb nach Kirchenbuchzweitschrift bereits am 3. Juni 1831 im Alter von 68 Jahren (C 21/II Nr. 76, S. 64/330). Auch seine Witwe Katharina, die das Geschäft weiterführte, war zum Zeitpunkt der Entstehung des vorliegenden Gemäldes (um 1852) bereits seit mehreren Jahren verstorben (C 21/II Nr. 275, S. 170/120). Eduard Leuchs (1817-1869), der das Anwesen 1847 übernahm, führte das Geschäft unter dem eingeführten Namen Leopold Stoewer bis 1860 fort (E 8 Nr. 2034, S. 120-159 und C 21/II Nr. 312, S. 150/64). In den 1880er Jahren befand sich in der Königstraße 20 das Bankhaus der Gebrüder Charles und Gabriel Haas (vgl. Adressbuch für 1888, F 23 Nr. 58). Laut dem für den Zeitraum von 1860 bis 1951 vorhandenen Bauakt wurde der Laden mit dem Schaufensterbereich im Jahr 1896 für das Schuhgeschäft von Samuel Lewald neu gestaltet. Das Gebäude wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört (C 20/V Nr. 21398).
Michael Neher entstammt einer Biberacher Künstlerfamilie, aus der mehrere Maler hervorgingen. Sein Vater Joseph Neher (1756-1830), ebenfalls Maler, übersiedelte von Biberach a. d. Riss nach München und wurde 1795 Bürger der Stadt. Bereits mit 12 Jahren erhielt Michael Neher seinen ersten Zeichenunterricht bei Professor Mitterer. Ab 1813 besuchte er die Münchener Akademie. Zu seinen Lehrern zählten der damals geschätzte Porträtist und bayerische Hofmaler Mathias Klotz, der Architekturmaler Angelo I. Quaglio und bis 1818 auch Domenico Quaglio.
1819 brach Neher nach Trient auf, wo er bedeutende Aufträge erhielt und sich zunächst mit der Porträtmalerei beschäftigte. Er bereiste Oberitalien, besuchte Rom und Neapel. 1823-25 lebte Michael Neher fortwährend in Rom, wo er Kontakt mit Ernst Fries, Ernst Ferdinand Oehme und Adrian Ludwig Richter sowie anderen deutschen Künstlern im Umkreis des bayerischen Kronprinzen Ludwig (als König ab 1821 Ludwig I.) hatte. Es kam zu ersten Kontakten mit den "Nazarenern". Die Verbindung zu Heinrich Maria von Hess, der sich seit 1821 in Rom aufhielt und sich diesem Künstlerkreis um Friedrich Overbeck und Peter von Cornelius anschloss, bedeutete eine Zäsur im künstlerischen Werdegang Nehers: Es war Hess, der den 23-jährigen Neher dezidiert zur Architekturmalerei hinführte, der sich in der Folge - anfangs noch widerstrebend - dieser Bildgattung intensiver widmete.
Im November 1825 kehrte Michael Neher nach München zurück und wurde eingetragenes Mitglied im hiesigen Kunstverein. Das erste von ihm eingelieferte Gemälde war "Eine Frau mit ihren Kindern, aus der Gegend von Rocca di San Stefano". Im Kunstverein zeigte er zwischen 1825 und 1835 eine größere Anzahl von Genregemälden, die auf in Italien entstandene Studien zurückgingen. Ab 1837, nach dem Tod von Domenico Quaglio, wandte sich Michael Neher schließlich von der Genremalerei ab und ganz der Architekturmalerei zu. In seinen Städtebildern ist dennoch immer genügend malerischer Freiraum, um die Szenerie mit vielfigürlicher Personenstaffage zu versehen.
Provenienz: Carl August Hillary Bolgiano, wohnhaft in München Theatinerstr. 13 III (durch Verlosung aus dem Kunstverein München mit Zug 43 der Verlosung am 16. Februar 1853). Bolgiano war Schatzmeister des St. Hubertus-Ordens. - Österreichische Privatsammlung. - Auktionshaus Im Kinsky, Wien, 23. Juni 2020, Kat.-Nr. 248. - Süddeutsche Privatsammlung.
Literatur: Kunstverein München, Jahr 1852, lfd. Nr. 34, Bd. 4, S. 42. Laut Vereinsregister als "Das Nassauer Haus in Nürnberg". - Boetticher, Friedrich von, Malerwerke des Neunzehnten Jahrhunderts. Bd. II, 1. Leipzig 1941 (Reprint), S. 134, Nr. 40 "Partie aus Nürnberg mit Ansicht des Nassauer Hauses.
Werkverzeichnis: Das vorliegende Gemälde wird von Günther Meier in sein in Vorbereitung befindliches Werkverzeichnis zum Schaffen Michael Nehers aufgenommen.
Gutachten Günther Meier, Oberding, 25. November 2019
Ausstellung: Kunstverein München 1852. - Kunstverein München 1853 (nach Boetticher).
Die Daten zum Nachbargebäude des Nassauer Hauses verdankte G. Meier bei der Erstellung seines Gutachtens Christof Neidiger, Stadtarchivar Nürnberg.
Автор: | Михель Неер (1798 - 1876) |
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Категория аукционного дома: | Картины 19 - 20 веков |
Автор: | Михель Неер (1798 - 1876) |
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